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Der fotografische Usain Bolt mit Übergewicht.
Vorteile:
Bildqualität,Geschwindigkeit,Verarbeitung,XQD-Unterstützung
Nachteile:
Gewicht,Preis,Snapbridge-Funktion
Im Rahmen eines Produkttests hatte ich über vier Wochen die Gelegenheit, mich ehrlich und kritisch mit der Nikon D500 auseinanderzusetzen. Dass ich die Kamera für diesen Zeitraum kostenfrei zur Verfügung gestellt habe, wird die nachfolgenden Sätze in keinster Weise beeinflussen.
++ ERSTER EINDRUCK ++
Die Nikon D500 macht beim ersten Auspacken bereits einen sehr hochwertigen Eindruck. Gegenüber meiner EOS 60D ist sie ein echtes Schwergewicht. Alleine der Body wiegt 840g, also nochmal etwas mehr als meine 60D mit ihren knapp 680g. Sie besteht äußerlich fast vollständig aus einer Magnesium-Legierung, lediglich die Akku- und Speicherkarten-Klappe ist aus (hochwertigem) Kunststoff. Alle Schnittstellen (Mini-HDMI, Mic In, Stereo Out, etc.) sind mit Gummiklappen gegen eindringendes Spritzwasser abgedichtet, laut Handbuch auch sämtliche Knöpfe, was ich mangels Regenschauer und in Hinblick auf die spätere Rückgabe der Kamera jedoch nicht herausfordern wollte. Für mich als Canon-Nutzer war es zu Beginn in Hinblick auf die Steuerung der Kamera eine kleine Umstellung, da sich der Programm-Regler auf der linken Oberseite befindet und sich außerdem (pfiffig!) nur durch Drücken eines Sicherungsknopfs verstellen lässt.
++ DIE ERSTE EINRICHTUNG ++
Ich habe die Kamera in den vier Wochen ausgiebig ausprobiert und vielen, vereinzelt auch sehr ambitionierten Fotografen im Bekanntenkreis gezeigt und für Shootings zur Verfügung gestellt. Ich habe keinen getroffen, der - mit Ausnahme des Focus-Peaking im Live-View-Modus - eine unbedingt benötigte Funktion an der D500 vermisst hat. Wer sich darauf einlässt, kann Stunden in den Untermenüs der D500 verbringen und die Kamera haargenau auf seine Vorlieben hin konfigurieren, ganz gleich ob es den Weißabgleich, die Synchronisationszeit eines Blitzes oder die freie Belegung fast aller Tasten der Kamera betrifft. Mit Hilfe der "My Menu"-Einstellung hat man jedoch die Möglichkeit, aus dem teilweise erschlagenden Angebot an Funktionen und Einstellungen die eigenen Favoriten zusammenzustellen. "My Menu" lässt sich anschließend frei auf eine der FN-Tasten legen und so immer mit einem Knopfdruck aufrufen. Die Vorab-Konfiguration ist meines Erachtens nötig, da man ansonsten beim Shooting recht schnell den Überblick ob der zahlreichen Funktionen verliert und zu lange überlegen muss, welche Taste nun welche Funktion erfüllt. Dies mag aber kein Nachteil der Kamera sein, sie bietet auf diese Weise für jeden Fotografien die passende EInstellung, man muss sich aber die Zeit für die Erstkonfiguration nehmen.
++ BILDQUALITÄT: FOTOS ++
Zum wesentlichen: Den Fotos. Von einer High-End-Kamera aus dem Jahre 2016, bei der selbst der Body mit aktuell 1.900 € zu Buche schlägt, erwarte ich Perfektion wenn es um die Bildqualität geht. Entsprechend habe ich mit der Nikon D500 im bestmöglichen Modus fotografiert: RAW, 14-Bit, unkomprimiert. Im Vergleich zu meiner 60D, die ich 2011 gekauft habe, merkt man der Nikon D500 den Wandel der Zeit an. Alleine der Dynamikumfang der Sensors ist der schiere Wahnsinn! Selbst dunkle Schattenbereiche, die im Vorschaubild quasi "schwarz" wirken, lassen sich in Lightroom problemlos ohne übermäßig sichtbares Rauschen aufhellen, sodass noch Details sichtbar werden, von denen man gar nicht wusste, dass man sie aufs Bild bekommen hat. Der hohen Dynamik wegen eignet sich die D500 meines Erachtens, trotz der Tatsache dass es sich hierbei um einen APS-C-Sensor handelt, perfekt für Available-Light-Aufnahme bei Dunkelheit/Dämmerung. Das richtige Objektiv, hier das Nikkor AF-S DX 16-80mm 1:2;8-4 E VR ED, vorausgesetzt. Die Nikon D500 kann aber auch Sport: Stellt man den Aufnahmemodus auf Qh, gibt sie Vollgas: Das (angenehme) Auslösegeräusch von 10 Bildern pro Sekunde sorgte immer für viele Blicke, in Verbindung mit AF-C-Modus und der Verfolgung eines Sportlers wurden tatsächlich die meisten Aufnahmen scharf.
++ BILDQUALITÄT: FILM ++
Kurzum: Ich persönlich würde mir die Nikon D500 nicht kaufen, wenn ich mit ihr hauptsächlich oder größtenteils Videos in 4K aufnehmen wollen würde, auch wenn man aufgrund der Werbung und der 4K-Aufnahme als ihr kommuniziertes Key Feature nicht davon abkommt, mit dem Gedanken zu spielen. Und das aus einem guten Grund: Die D500 beherrscht die 4K-Aufnahme nur mit Crop-Faktor 2,25. Das bedeutet einerseits ein geringeren Rauschabstand (mehrere Pixel zusammen sind eben Rausch-unempfindlicher als ein Pixel alleine) und andererseits einen enormen Zoom, was jedoch je nach Motiv vorteilhaft oder nachteilig sein kann. Aber, was mich bei der Aufnahme von Videos am meisten stört (diese Eigenschaft zeigen jedoch viele DSLR): Der schnelle und zuverlässige Phasen-Autofokus kommt nur beim Fotografieren zur Anwendung. Beim Filmen hingegen nutzt die D500 den Kontrast-Autofokus, der deutlich langsamer agiert und deshalb flüssiges "Mitfokussieren" beim filmen sich bewegender Objekte nicht zufriedenstellend beherrscht (es zeigt sich deutliches "pumpen" des Autofokus).
++ SNAPBRIDGE ++
Die Snapbridge-Funktion ist auf dem Papier sehr sinnvoll: Schnell und unkompliziert geschossene Fotos von der D500 aufs Smartphone/Tablet übertragen. Leider überzeugt diese Funktion in der Praxis nicht vollkommen, denn: Für die Übertragung von Fotos nutzt die D500 das Bluetooth-Protokoll. Ich erinnere mich zurück an die alten Zeiten, in denen wir uns in der Schule Bilder und Klingeltöne per Bluetooth geschickt haben und für wenige Kilobyte teilweise Minuten warten mussten. Zwar hat sich das Bluetooth-Protokoll zwischenzeitlich stark weiterentwickelt, doch eignet sich dieses meines Erachtens auch heute nicht für die schnelle Übertragung großer Bilddateien. Die D500 nutzt hierfür Bluetooth LE (Low Energy) und unterstützt lediglich die Übertragung von Bildern im JPG-Format. Ambitionierte Fotografien die ausschließlich im RAW-Format fotografieren, schauen - wie ich - bei den ersten Versuchen in die Röhre - es werden schlicht keine Übertragungs-fähigen Bilder in der App gefunden. Nächster Versuch: Fotografie in JPG, 21 Megapixel. Nun werden in der Snapbridge Bilder gefunden und ich kann nach kurzer Wartezeit die zu übertragenden Bilder auswählen und muss angeben, ob ich diese in einer runtergerechneten 2MP-Auflösung oder in voller Auflösung auf das Smartphone übertragen möchte. Nach mehreren Versuchen habe ich es nur geschafft die 2MP-Bilder zu übertragen, bei voller Auflösung brach nach etwa einer halben Minute stets die Verbindung ab. Auf dem Papier sinnvoll, in der Praxis allerdings noch stark ausbaufähig. Sinnvoll wäre es hier, wie bei der Übertragung von Videos (auch das ist möglich) auch für Fotos ausschließlich auf das in der D500 integrierte WLAN-Modul zugreifen zu können.
++ FAZIT ++
Nach vier Wochen ausgiebigen Testens und zahlreichen Auslandsaufenthalten mit der D500 kann ich Summa summarum 4 von 5 Sternen geben. Die D500 ist eine absolut hochwertige DSLR, die Profis mit ihrem schieren Funktionsumfang begeistern kann, auch wenn ein Hobby-Fotograf sicher hin und wieder überfordert sein könnte - hier hilft es, die dauernd benötigten Einstellungen im My Menü zusammenzufassen, da man sonst schnell überfordert wird. Die Bildqualität begeistert mich immer wieder und die Verarbeitung wirkt, als würde die Kamera problemlos mindestens ein Jahrzehnt überstehen. Das jedoch bringt den Nachteil mit sich, dass sie mit 840g ein bisschen Übergewicht mitbringt, dass im Einsatz als Reisekamera etwas störend wirken kann. Wenn jedoch das Geld keine Rolle spielt und man sich vornehmlich in der Low-Light- oder Sport-Fotografie wiederfindet, kann man ohne Sorge sagen, dass die D500 sicher die beste Kamera ist, die man aktuell kaufen kann.
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